Zum Luciafest nach Stockholm ( Teil 1 )

Auch in diesem Jahr sind wir wieder traditionell zum Weihnachtsmarkt nach Stockholm gereist. Das machen wir schon seit Jahren und es ist immer wieder schön. Es ist als ob man in eine Märchenwelt eintaucht. Fernab von all dem Weihnachtsstress, der gerade in Deutschland herrscht. Speziell der Weihnachtsmarkt im Freilichtmuseum „Skansen“ ist für mich einfach der schönste Weihnachtsmarkt überhaupt. Die Schweden feiern Weihnachten viel fröhlicher als wir. Da wird auch schon mal ausgelassen um den Weihnachtsbaum getanzt! Aber lest und seht selbst, was wir dieses Jahr in Stockholm erlebt haben.

Leider hat es in diesem Jahr viel geregnet. Aber auf den Fotos gibt das schöne Spiegelungseffekte. Hier seht ihr ihr einen Blick in Altstadt Gamla Stan. Es war bei der Aufnahme erst 14 Uhr! Um 16 Uhr ist es hier im Winter bereits stockdunkel.

Gamla Stan
 
Als alter Hase habe ich im September bereits alles reserviert: Hotel, Restaurants, Karten für das Lucia-Konzert etc. In Schweden ist alles sehr einfach online buchbar. (Ein bisschen Schwedisch zu können, hilft. ;-)) Übrigens braucht ihr nicht einmal Geld umzutauschen! Man zahlt ausschließlich mit Kreditkarte. Auch beim Bäcker oder auf dem Weihnachtsmarkt. Manche Läden nehmen nicht einmal mehr Bargeld an! Das sollte man wissen. Da alles sehr teuer ist, ist es manchmal wohl auch besser, wenn man einfach blind die Karte hinhält und hofft, dass das Konto gedeckt ist. Lach! Unser erster Restaurant-Tipp ist das „The Hairy Pig“ in Gamla Stan. Es ist urgemütlich dort. Hier gibt es schwedische Tapas „deluxe“. Ich habe noch nie so eine leckere Pilzrahmsuppe gegessen! Himmlisch. Und erst der Wildschweinwurst-Hotdog oder die Köttbullar (übrigens spricht man das „Schöttbüllar“)! Wirklich sehr zu empfehlen.
 
The Hairy Pig
 
Wildschwein-Tapas
 
Danach ging es auch schon gleich in die St. Jacobs Kirche zum St. Lucia-Konzert. Hier noch ein paar Fakten dazu: Santa Lucia – das Luciafest Weil die Vorweihnachtszeit in Schweden noch dunkler ist als in südlicheren Gefilden, hat das Licht, das Jesus mit seiner Geburt zu uns brachte einen weitaus größere Bedeutung. Das Luciafest hat deshalb einen ganz besonderen Stellenwert in der Vorweihnachtszeit in Schweden. Santa Lucia bringt zum Luciafest am 13. Dezember Licht in die Dunkelheit der Winternächte. Dann zieht sie als Lichterkönigin mit Ihrem Luciazug, bestehend aus Tärnor (Mädchen) und Stjärngossar (Jungs) in die Häuser. Bis zur Kalenderreform im Jahre 1753 markierte die Lucia-Nacht des 13. Dezember die Wintersonnenwende. Erst danach wurde sie auf den 21. / 22. Dezember verschoben. Alle Kerzen in der Kirche waren echte Kerzen, auch die auf dem Kopf der Santa Lucia, was eine sehr feierliche Atmosphäre gezaubert hat. Den Lucia-Lied-Text auf Schwedisch und Deutsch sowie ein kleines Musikvideo zum Mitsingen findet ihr hier: klick hier. Nun habt ihr ja genug Zeit zum Üben und seid dann bestens gerüstet für euren nächsten Adventsbesuch in Stockholm! (Vorsicht, Ohrwurmgefahr!) Traditionell werden zum Luciafest „Lussekatter“ gebacken. Die Lussekatt (Plural lussekatter „Luciakatzen“), auch saffranskuse oder julkuse genannt, ist ein traditionelles schwedisches Gebäck, das von seiner typischsten Zutat, dem Safran, die deutlich gelbe Färbung erhält. In die Mitte jeder Schnecke wird eine Rosine gesetzt. Sehr lecker.
 
Lussekatter
 
Am nächsten Tag ging es dann auf den Weihnachtsmarkt in Gamla Stan.
 
Gamla Stan
 
Dort ist auch der berühmte Dala Häst-Laden. Er nennt sich „The Wooden Horse Museum“. Sie haben neben den üblichen Souvenirs auch seltene Ausstellungsstücke in den Vitrinen. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, ich hätte das mit dem „Museum“ ernst genommen und bloß geschaut… Die Preise sind schon heftig. Aber ich habe irgendwann angefangen, die kleinen Holzpferdchen zu sammeln, insbesondere die von schwedischen Künstlerinnen bemalten. Die diesjährige Ausgabe 2019 seht ihr auf dem Foto unten und musste natürlich mit!
 
Dala Horse
 
Die Schweden haben Sinn für Humor und viel Freude beim Feiern von Weihnachten. Daher findet man überall lustigen Kopfschmuck in den Läden. Und ich habe auch wirklich Schwedinnen damit zu den Julbords, den traditionellen Weihnachtsbuffets, gehen sehen! Auch mit Lametta im Haar. Die Schweden schrecken da vor nichts zurück. Bei Männern sieht man eher lustige Weihnachtspullover. Ob ich wohl dieses Jahr mal „Tannenbaum“ tragen sollte?!…
 
Tannenbaum-Hut
 
Dieser Hut hat mir besonders gefallen. Aber damit werde ich vielleicht mit einem Tomte, einem Weihnachtswichtel, verwechselt! Und dann wird mir womöglich traditionell ein Teller Hafergrütze oder Milchreis hingestellt. Igitt! Lieber nicht. Ich habe das Hütchen daher schweren Herzens in Stockhom gelassen.
 
Nicole Dürrwang
 
Es gibt noch etwas in Gamla Stan, das man besuchen sollte: die „Polkagriskokeri“. Hier kann man bei der Herstellung von Zuckerstangen und Bonbons zuschauen. Ihr kennt sicher die rot-weiß gestreiften Pfefferminzbonbons. Ich finde sie vor allem optisch sehr hübsch.
 
Polkagriskokeri
 
Zuckerstangen-Herstellung
 
selbstgemachte Bonbons
 
Die Glasbläserkunst ist in Schweden ebenfalls sehr angesagt. Seit 1742 wird hier mundgeblasenes Glas gefertigt. Sicher habt ihr schon von den Glashütten Kosta oder Boda gehört. Auf dem Foto unten seht ihr die Mohnblüten-Schalen von dem Glaskünstler Mats Jonasson. Er ist einer der bekanntesten Meister dieses Metiers. Seine Werke entstehen im schwedischen Maleras. Irgendwie musste ich dabei an den Frühjahrskatalog von Stampin‘ Up! denken… Mohnblüten sind gerade wohl sehr angesagt.  
 
Glaskunst im Schaufenster
 
Sehr lustig fanden wir auch diesen Klorollenhalter mit zwei Elchköpfen.
 
Klorollen-Halter
 
Und natürlich weiß ich längst, wo es schönes Papier in Gamla Stan zu finden gibt: in der hübschen Papeterie von Barbara Bunke! Die musste ich natürlich auch wieder besuchen.
 
Papeterie
 
Nach so vielen Erlebnissen und bei dem schmuddeligen Wetter sollte man immer auch mal eine „Fika“ einlegen. Diese Tradition einer ausgedehnten Kaffeepause mit einer kleinen Zwischenmahlzeit ist ein zentraler Bestandteil der schwedischen Kultur. Ist Dir schon aufgefallen, dass die Schweden eine gewisse Grundgelassenheit haben? Das liegt sicherlich auch an ihrer Fika-Tradition.
 
Fika
 
Traditionell gehört zum Fika Kaffee. Die Schweden sind eine der größten Kaffeetrinker-Nationen.
 
Cappucchino
 
Und ich kann euch sagen, wenn die Schweden eines können, dann Backen! Die Kuchen und Teilchen hier sind ein Traum. Gerade zur Weihnachtszeit werden Gewürze wie Safran, Kardamon oder die traditionellen Pfefferkuchengewürze verwendet. Allein der Geruch lässt mich jedes Mal dahinschmelzen! Auf dem Fotos seht ihr eine Pfefferkuchen-Torte. Hmmmm!
 
Torte
 
So gestärkt sind wir dann noch in die Innenstadt zum Bummeln gegangen. Dort ist zur Adventszeit alles wunderbar beleuchtet. Damit man keines der Leuchtobjekte verpasst, gibt es sogar extra eine Karte dafür! (Klick) Man sieht u.a. riesige Rentirere und Elche auf den Plätzen stehen.
 
beleuchtete Elche
 
Und auch die Schaufenster sind natürlich weihnachtlich dekoriert. Die des großen Kaufhauses „NK“ sind immer besonders skuril gestaltet. Dieses Jahr gab es dort zum Beispiel singendes Gemüse und Mäuse in Weltraumanzügen zu bestaunen.
 
NK Kaufhaus
 
Schaufenster-Deko im NK
 
Auch innen ist alles wundervoll weihnachtlich dekoriert.
 
Weihnachtsbaum im NK
 
Dem Weihnachtsmann sind wir im NK ebenfalls begegnet! Jetzt wissen wir, wo er sich um die Adventszeit herumtreibt.
 
Weihnachtsmann im NK Kaufhaus
 

Der krönenden Abschluss dieses Tages war das traditionelle Julbord auf Fjäderholmarnas Krog. Das schwedische Julbord ist DAS schwedische Weihnachtsbuffet. Das zu probieren gehört unbedingt zu jedem Besuch im Advent in Schweden dazu.

Das Restaurant, das uns dieses Jahr empfohlen wurde, liegt auf der Inselgruppe Fjäderholmarna, 30 Minuten von Stockholm entfernt. Man gelangt dort mit einer Fähre hin, auf der bereits Glühwein und andere Drinks zur Einstimmung angeboten werden. Die Stimmung der Gäste war bei der Ankuft daher bereits entsprechend gut. Schade, dass es nicht geschneit hat. Mit Schnee ist es sicher noch etwas romantischer.

Dann wird das Julbord eröffnet. Oder besser gesagt: die erste Runde. Der berühmte Sill, also eingelegte Heringe, präsentiert sich dabei in vielen fantasievollen Varianten: ob Senf, Sahne, Curry, Kaviar, Zwiebeln oder auch Rotwein mit weihnachtlichen Gewürzen. Dazu isst man Pellkartoffeln.
Ein weiterer Vorspeisengang ist aus Wurst- und Räucherwaren, darunter auch Elch- und Rentierprodukte, Pasteten und Sülzen zusammengesetzt. Als Beilage serviert man hierzu Salate, Gürkchen, Mixed Pickles usw. Haupt-Attraktion auf dem Julbord ist der Jul-Schinken, ein gegrillter Schinken, dessen Kruste mit Senf und Gewürzen eingerieben wurde.

Buffet

Desweiteren gab es eine Vielfalt an Fischen und Meeresfrüchten. Gravad Lax, kalt und warm geräucherten Lachs, Lachspastete, Makrele, Forelle und mit Garnelen oder Kaviar gefüllte Eier. Kurz, es war ein Feuerwerk an Delikatessen!

Jul Buffet

Eigentlich ist man nach all diesen Vorspeisen schon satt. Aber jetzt kommt der eigentliche Hauptgang, die warmen Gerichte. Hierzu gehören klassisch auch die Köttbullar, also die kleinen Fleischbällchen. Als Beilage wird ein Kartoffel-Gratin namens „Janssons Frestelse“ serviert, sowie Rotkohl.

Ebenfalls sehr beliebt ist der traditionelle „Lutfisk“, der allerdings etwas gewöhnungsbedrftig ist. Es handelt sich um einen in einer Lauge gewässerten Stockfisch (meistens luftgetrockneter Dorsch), der durch diese Behandlung eine gelatinöse Konsistenz bekommt. Viel Geschmack bleibt nicht vom Fisch, der in einer cremigen, weißen Soße gereicht wird.

Am Schluss gab es noch als i-Tüpfelchen ein unwiderstehliches Dessert-Buffet. Aber danach bin ich wirklich fast geplatzt!

Nachtisch

Wer bis hierher durchgehalten hat, der hat eine Pause verdient. Vielleicht machst du „Fika“, machst dir einen Kaffee und knabberst die letzten Weihnachtsplätzchen. Das werde ich jetzt tun.
Im nächsten Beitrag berichte ich dann vom Weihnachtsmarkt im Freilichtmuseum „Skansen“. Mein absolutes Highlight!
Bis dahin! Lass es dir gut gehen.

Deine
Nicole

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